Eine bekannte und anerkannte Sängerin hat aus persönlichem Ärger ein Kleid verbrannt, das ihr ein bekannter und anerkannter Modeschöpfer geschenkt hatte. Das habe ich gerade im Internet gelesen. Ob es wohl wahr ist? Beide sind leider verstorben.
Ich empfinde Feuer als bedrohlich und zerstörerisch. Gemütliches Lagerfeuer oder Kamin? Nicht meine Welt. Mich bestürzt die unnötige Zerstörung. Ob sinnlos oder nicht, mag ich nicht beurteilen. Die Kleidverbrennung missachtet die Arbeit eines anderen.
Jedes Kleid ist bewusst gestaltet. Warum ausgerechnet Grün, warum der Ausschnitt nicht etwas weiter, warum keine aufgesetzten Taschen? Tausend Dinge hätte man anders machen können. Dem Designer hat es eben so gefallen. Die bewusste Wahl im Rahmen der Gestaltungsfreiheit - das ist Kunst. Das ist Lebensäußerung.
Sollte das Kleid schön sein? Wahrscheinlich. Wollte der Designer seine Stimmung ausdrücken? Konventionen brechen? Besonders hässlich? Aufmerksamkeit erregen? Provozieren? Etwas aussagen? Ganz gewiss. Und wenn allein die bewusste Gestaltung die Aussage ist. Nur keine krampfhafte Interpretation!
Die bewusste Gestaltung, die Lebensäußerung - ich nenne sie mal Schönheit. Auch wenn es gewollt hässlich ist, oder die gewollte Nicht-Aussage.
Diese Schönheit fühlen, achten, schätzen - das vermisse ich. Die Kleidverbrennung ist natürlich eine Lebensäußerung der Sängerin. Legitim? Alle Dinge sind dem Menschen anvertraut. Im Sinne des Modeschöpfers? Eher nicht. Das Kleid einfach einer verdutzten unbekannten Schönen in der Fußgängerzone in die Hand drücken und weitergehen. Verbrennen ist schade.